Die stille und bescheidene Ilse Wilberg, eine der ersten grünen Frauen in Regensburg, lebt nicht mehr.
Die Familie mit ihren drei kleinen Kindern war ihr das Wichtigste und ihre ganze Hingabe. Trotzdem hat sie sich bei den Grünen engagiert oder besser, genau deshalb.
Sie wusste aus eigener Erfahrung, dass ein anderes Leben möglich ist, bescheiden, ohne Konsumterror, ohne die Gefahren der Atomenergie, ohne Gift in der Nahrung, in der Luft und im Wasser, und ohne ernährungs- und lebensführungsbedingte Zivilisationskrankheiten. Sie praktizierte das seit Jahren zu Hause und in ihrem Biogarten. Sie und Siegfried machten immer alles gemeinsam. Seit sie 1975 Herbert Gruhls Buch “Ein Planet wird geplündert” gelesen hatten, engagierten sie sich beim Bund Naturschutz intensiv für die Aufklärung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Bio-Gartenbau und zur Bio-Landwirtschaft. Dann gab es 1978 die allgemeine Aufbruchstimmung der Umweltbewegung, den Drang, den Lebens- und Umweltschutz aktiv in die Politik einzubringen. Sie wussten so viel über alternative Lebensmöglichkeiten, sie mussten einfach mitmachen, auch wenn es Siegfried gesundheitlich gar nicht gut ging, es war zu wichtig für die Zukunft. So waren sie beide schon bei den Vorbereitungen zur Gründung einer Ökopartei aktiv, und dann bei der Gründung der Grünen in Regensburg und bundesweit. Siegfried musste bald den Kreisvorsitz und den Bezirksvorsitz übernehmen, kandidierte bei der ersten Landtagswahl, an der die bayerischen Grünen teilnahmen in Schwandorf, weil sie dort niemand dafür hatten, kandidierte bei der nächsten Landtagswahl in Regensburg, und dazwischen auch für den Bundestag. Er war in dieser Zeit wenig zu Hause. Ilse wusste, wie wichtig diese Arbeit war, entlastete ihn zu Hause intensiv, und war auch bei den meisten Parteiversammlungen und Wahlkampfveranstaltungen mit dabei.
Überall wo Siegfried draufstand, war auch Ilse drinnen. Es war ihr gemeinsames Projekt und die Grünen wurden erfolgreich. Siegfried wusste, dass er der Arbeit in einem Parlament gesundheitlich nicht gewachsen war, und kandidierte deshalb gerade rechtzeitig nicht mehr, als der erste Regensburger Grüne in den Bundestag gewählt wurde. In Regensburg gab es jetzt genügend aktive grüne Mitglieder, Ilse und Siegfried konnten sich aus der aktiven Parteiarbeit zurückziehen, blieben aber aufmerksame und treue Mitglieder. Sie waren weiterhin beim Bund Naturschutz aktiv, wo Ilse jahrzehntelang ganz allein den Krötenzaun beim Valentinsbad betreute. Sie war auch mit der ganzen Familie bei allen Großdemonstrationen gegen die WAA dabei, sie engagierte sich organisatorisch bei den landkreisweiten Radioaktivitätsmessungen, die Siegfried nach der Tschernobyl-Katastrophe durchführte und unterstützte ihn bei seinen Aufklärungsvorträgen über die Gefahren der Atomkraftwerke und der WAA. Siegfried war wieder wenig zu Hause, Ilse hielt ihm den Rücken frei.
Beim dreißigjährigen Gründungsjubiläum der Regensburger Grünen musste sie eine Laudatio über sich ergehen lassen, das mochte sie gar nicht, sie blieb lieber bescheiden im Hintergrund.
Als sich in Regenstauf 2020 eine Ortsgruppe der Grünen bildete, machten beide wieder aktiv mit, für die Aufnahme in die Gemeinderatsliste der Regenstaufer Grünen zur Kommunalwahl fühlte sie sich aber nicht mehr fit genug.
Jetzt musste sie am 29.März 2021 diese Welt verlassen.
Wir hatten sie alle gern und werden sie in guter Erinnerung behalten.
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